An die Ereignisse vom vergangenen Freitag kann ich mich selbst nimmer so recht erinnern. Ich weiß noch, dass ich Tante Martha auf dem Polizeipräsidium abholen musste, denn die verrückte Alte hatte sich dort als meine Mutter ausgegeben...Und meine "White Night"-Party fand am selben Abend noch statt! Wie man hört, herrschte auf meinem Fest eine Bombenstimmung, doch dazu gleich mehr...
Nachdem ich Tante Martha nach Hause geschafft hatte, dauerte es auch nicht mehr lange bis die ersten Gäste auf meiner Party eintrudelten, alle perfekt in weiß gehüllt. Sehr schön! Ich selbst hatte kaum noch Zeit die Deko entsprechend herzurichten, so daß ein paar Luftballons an der ein oder anderen Stelle genügen mussten.
Wie zu erwarten war, versuchte Tantchen die Party zu sabotieren wo sie nur konnte. Sie beleidigte meine Gäste, spuckte in die Bowle und nervte überhaupt nur. Am liebsten hätte ich sie gegen die Wand geklatscht.
Apropos Klatschen: Wenn sie gerade niemanden mit verbalen Injurien zutextete, fand man sie in irgendeiner Ecke des Hauses fürchterlich lachend, in die Hände klatschend und dabei "Heute ist es soweit! Heute ist es soweit!" rufend.
Zum Glück sahen meine Gäste großzügg über Tante Martha hinweg. Ich wollte gerade nach der alten Schrulle schauen, als ich im Wohnzimmer ein hübsches Mädchen erblickte, das sich meine Gitarre geschnappt hatte und eine muntere Melodie darauf zupfte. "Wer ist das?", ging es mir durch den Kopf. "Habe ich den Feger eingeladen?" "Zu wem gehört sie?", all dieses Fragen sausten in Windeseile durch meinen Kopf - außerdem die Feststellung, dass sie wohl nix vom vorgegebenen Dresscode hält...
Ich beschloß, mich um das Mädel zu bemühen und aus eben diesem Grund ging ich in die Küche um aus dem Kühlschrank eine Flasche Prosecco zu holen. Bei einem erfrischenden Gläschen würde man sich sicher schnell kennenlernen. Ich wollte gerade zum Kühlschrank - und das ist auch das letzte woran ih mich erinnere - als es einen lauten, donnernden Knall gab und die halbe Küche in die Luft flog!!!
Alles was ich weiter berichten kann entzieht sich meiner Kenntnis und beruht auf den Aussagen meines Freundes Jack Bunch, da ich bewusstlos in der brennenden Küche lag, oder besser dem was noch von ihr übrig war.Wie Jack mir erzählte, hatte er sich verspätet (irgendwas mit seiner Ex-Frau) und war gerade auf dem Weg zur Eingangstür als es besagte Explosion in meiner Küche gab. Die Flammen seien meterhoch aus den Fenstern geschlagen und geistesgegenwärtg habe er - zum zweiten Male wie er extra betont - die Feuerwehr gerufen, die auch wenige Minuten später da war.
Die Truppführerin und ihre Männer hätten die Feuersbrunst schon nach kurzer Zeit unter Kontrolle gehabt, aber da sei ich schon mit dem Krankenwagen abtransportiert worden. Jack meinte weiter, dass die Truppführerin bereits während der Löscharbeiten den Verdacht auf Brandstiftung geäussert hätte, da sie eine dilletantische Apparatur in der Küche erspäht hätte -eine 'lustige Kreation' die vom Kühlschrank über meine Kaffeemaschine und die Spüle hin zum Backofen führt, in dem wiederum ein Römertopf mit Benzin stand. Man fand außerdem eine unmodische Brille im Topf, die wohl "jemand" aus Versehen verloren hat. Wie Jack weiter berichtete, hätte die Frau Feuerwehrmann..äh... Frau Feuerwehrfrau sich ein schelmisches Lachen nicht verkneifen können beim Anblick des Corpus delicti.
Wegen der offensichtlichen Brandstiftung alarmierte die Gute auch direkt die Polizei, welche wohl auch etwas später eingetroffen sein muss.Jack meinte, Tante Martha sei so überschwenglich auf die Polizistin zugegangen, dass sei nicht mehr normal gewesen. Als die Feuerwehrfrau der Polizistin den Römertopf mit seinem Brilleninhalt übergab muss Tante Martha wohl gejauchzt haben "Ach da ist ja meine Brille, die suche ich schon den ganzen Tag...!"
Tja, Tantchen hättest Du mal besser geschwiegen, denn die Polizistin startete die Zeugenbefragung ausgerechnet bei Tante Martha. Leider fand die Befragung unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, so daß Jack kaum etwas verstehen konnte, aber die lauten hysterischen Ausrufe und Verfluchungen konnte er verstehen. Sie kamen von Tante Martha und gingen sinngemäß so "Mißratener nichtsnutziger Großneffe", "Verlogene Verwandschaft!", "Dreckige Mischpoke" und "Scheiss Goldfisch"!Mehr konnte Jack nicht hören, es reichte ihm aber - und der Polizistin wohl auch, denn Tante Martha wurde stande pedes in U-Haft genommen.
Das ist nun 6 Tage her und wie man hört sieht es nicht so gut aus für Tante Martha. Gut so. Einsperren! Lebenslang!! Die wollte mich umbringen, die Psychotante!!!Eine meiner letzten Fragen galt dem musizierenden holden Engel vom Anfang. Jack überlegte und überlegte, aber ihm fiel nicht ein welchen Partygast ich gemeint haben könnte. Als ich sie bis ins kleinste Detail beschrieb, meine Jack lapidar: "Ach die...?! Joa, die ist durch den Hintereingang raus und getürmt als sie die Polizeisirene gehört hat".
Na klasse... ich weiß nicht wer sie ist, kenne weder ihren Namen noch sonstwas. Mist! Ich will wissen wer das war... Ich glaube ich habe mich verliebt!!!










Habe nun entschieden meine 'White Night'-Party nicht schon am Mittwoch zu schmeißen, sondern erst am Freitagabend, wenn meine Tante wieder abgereist ist - denn immerhin kommen doch viele junge Leute und da würde sich Tantchen sicher nicht so wohl fühlen.
Zuhause angekommen erwartete mich Tante Martha bereits freudestrahlend. Sie stand am Herd, kochte und ein würzig-aromatischer Duft lag in der Luft. "Du hast bestimmt Hunger, Bim. Komm setz Dich hin. Gleich gibts was ganz leckeres für Dich, mein Junge!"
Auch nicht schlecht! Nach Hause kommen und das Essen ist fertig. Kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal bekocht wurde. "So. Noch das Chili-Pulver und dann kann das Bimchen lecker essen!", flötete Tante Martha aus der Küche.
"Was hast Du eigentlich den ganzen Vormittag gemacht?", wollte ich wissen, aber Tante Martha wich der Frage aus und meinte nur: "Och, war ein bisschen draußen an der frischen Luft. Habe mir Deinen Garten angesehen und den Goldfisch habe ich auch noch gefüttert. Hat ja schließlich auch Hunger der kleine Kerl!"


Mir hob es sich augenblicklich und bei dem Gedanken, was ich da wohl eben zwischen meinen Zähnen gehabt haben könnte wurde mir kotzübel und als ich aufstand, drehte sich alles um mich herum. Vor meinen Augen wechselten sich die Farben Grün und Schwarz ab.

Noch ehe ich etwas sagen konnte fuhr mich Tante Martha an: "Wieso stellst Du das Fischfutter auch in den Küchenschrank?! Sowas macht kein normaler Mensch!!! Das kann man dann ja auch nicht unterscheiden, wenn das alles beisammen steht!"
Oh Oh...
Ich muss meine Aufgaben wohl sehr ordentlich erledigt haben, denn am Freitag verkündete mein Chef vor versammelter Mannschaft, dass ich der Mitarbeiter der Woche bin. Ein fulminanter Start in eine vielversprechende Zukunft - Pulitzer-Preis, ich komme!!!
Ach ja, die "andere Aufgabe" habe ich auch einigermaßen elegant gelöst: Mein Chef wollte doch eine Liste von mir haben... mit Sunset Valley's Lokalprominenz und ich kenne/kannte doch noch niemanden und deswegen habe ich mir überlegt, Anfang nächster Woche eine kleine Party in meinem Haus zu geben und ich werde dazu alle einhalten, die ich bis jetzt in der Stadt kennengelernt habe. Bei so vielen Gästen kriege ich dann auch bestimmt jede Menge Informationen.
"Ach Du heilige Sch....!", ging es mir durch den Kopf, als ich ahnunglos die Tür öffnete. Und da stand sie: (Erb-) Tante Martha - das Böse unter der Sonne, wenn man den Aussagen von 97% meiner Verwandschaft Glauben schenkt. Und jetzt steht das Böse nun bei mir vorm Haus...
Während sie das Putzmädchen gab, schlüpfte ich derweil in mein Party-Outfit und bewunderte mich von allen Seiten, sie war am rumnörgeln und schimpfte über meine Cousins, ihre Schwester und diverse Anverwandte, die ich - wenn überhaupt nur vom Namen her kannte. Dann setzte sie sich auf das Sofa und rief: "Jüngelchen, setz Dich mal zu mir...!" Ich bekam etwas Angst...
Sie fing an, dass sie doch nun schon fast 80 Jahre alt sei (echt? Dachte schon um die 100) und sie ja wüsste, dass keiner sie mag. All die bösen Geschichten seien doch nur eine Reihe von Míßverständnissen und unglücklichen Zufällen (so wie die Sache mit ihrem verstorbenen Mann, der Badewanne und dem Fön)...
Zur "Feier des Tages" lud ich tante Martha in den "Kleinen Korsen" ein, aber sie hatte kein Sitzfleisch und wollte im Anschluß gleich wieder nach Hause, dabei war es doch noch gar nicht spät. "Weißt Du Bim", sagte sie "in meinem Alter ist Schlaf sehr wichtig und ich kann gar nicht genug davon kriegen!" Sie wollte in's Bett gehen und da ich eh noch was für die Arbeit recherchieren sollte, schlug ich vor, dass ich mich draußen noch ein bisschen in den Garten setze und lese, sie könne ruhig ins Bad gehen und sich bettfertig machen. Ich würde auf der Couch schlafen...


Super, wenn der Tag schon so anfängt. Ich war jedenfalls bedient!!!
Ich joggte dann zum Imbiss und dort bekam ich auch endlich meine heißgeliebten Pfannekuchen!
Während ich da so vor dem Brunnen saß und sinnierte fiel es mir plötzlich ein! Der neue Herd! Die 24-Stunden-Lieferung! Mist, verpasst. Kacke...
Werde gleich Jack anrufen und ihn bitten mir bei der Entsorgung des alten und Anschluß des neuen Herdes zu helfen. Hoffentlich ist er erreichbar...